Die Suche nach dem Gold

Die Suche nach dem Gold

Montag, 29. Oktober 2007

Neuigkeiten

Kurz mal alle auf den neuesten Stand gebracht:

*Hab Rückenschmerzen (und das, obwohl nicht ich, sondern Schwesterherz heute 29+4 wird)
*Hab Schnupfen
*Hab ne Wohnung, die sich Wohnung nennen darf - auch wenn ihr immer noch eine Tür, eine Duschwand und ein Telefonanschluss fehlt
*Sitze in einem Bibliotheksraum mit acht Jung-Psychologinnen (und sie reden!)
*Hab noch viel vor heute (deswegen weg jetzt)

Montag, 22. Oktober 2007

Dreckschleudern, reloaded

War nichts mit dem Lottogewinn. Trotzdem scheint die Pechsträhne beendet. Habe im Sprachenzentrum gerade den letztenletzten Platz im Italienisch-Kurs für Anfänger ergattert. Damit verdoppelt sich meine Semesterwochenstundenzahl nahezu. Und beim Orthopäden war ich auch, wegen der Rückenschmerzen. Bekam eine Spritze und ein Korsett (aka Bandage). Die gute Nachricht: die Schmerzen sind nicht mehr da, wo sie waren. Die schlechte: sie sind jetzt woanders. Aber warum sollte mich das aus der Ruhe bringen? Die Sonne scheint!

Samstag, 20. Oktober 2007

Dreckschleudern

Ich habe von einer Bekannten aus Long Beach, California (erwartete Höchsttemperatur für morgen: 29 Grad Celsius) eine lustige Mail bekommen, die mich vermuten lässt, dass die Dame hellseherische Fähigkeiten besitzen muss. Es ging um einen Esel, der in einen Brunnen fiel und aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr geborgen, sondern begraben werden sollte. Das beschloss zumindest der Farmer, dem das Tier gehörte - und schüttete mit Freunden Dreck auf das Vieh. Der alte Esel allerdings hörte nach kurzer Zeit auf zu flennen, schüttete die Erde von sich und kletterte mit jeder Schaufel Dreck einen Schritt weiter Richtung Brunnenrand. In der Geschichte rächte sich der Esel nach dem Wiedererlangen seiner Freiheit am herzlosen Farmer mit einem Biss in den Arsch, worauf dieser an einer Blutvergiftung starb. Aber die Moral von der Geschichte lautet: Wenn jemand Dreck auf dich wirft, schüttel ihn ab.

Ich bin in letzter Zeit verschiedenen Dreckschleudern begegnet. Scheint fast so, als wären Lieblingwochen in Wü, um noch mal auf Tag zehn im Tagebuch eines Umzugskünstlers (zwei Posts weiter unten) zu verweisen. Ob den Bauleiter wohl der Ehrgeiz packen würde, wenn er wüsste, welche Konkurrenz er hat? Ein Prof scheint mein Interesse für seinen Fachbereich derart kalt zu lassen, dass er mir unmissverständlich klar machte, ich hätte als Nebenfachstudent in seinen nur für Hauptfachstudenten geeigneten Veranstaltungen nichts zu suchen und solle mich gefälligst fern halten. Ein anderer Dozent, Protokollant meiner mündlichen Zwischenprüfung, gähnte die erste Hälfte der morgendlichen Prüfung genüsslich durch und blühte dann auf, als ich Fragen aus seinem Fachbereich nicht mehr beantworten konnte, weil ich mich fragte, was zum Teufel diese Menschen mir gegenüber eigentlich von mir hören wollen. Ja, es ist schon ein Genuss, wenn man Studenten die Überlegenheit spüren lassen kann, die einem ein Doktortitel verleiht. Andere grauhaarige Männer kaufen sich als Kompensation einen Porsche...

Nun ja, die Prüfung habe ich trotzdem bestanden, aufgrund der ordentlichen Leistung in jenem Bereich, den der Protokollant vergähnt hat. Ansonsten aber scheine ich zurzeit eine kleine Pechsträhne zu haben. Der Plan, bei meiner Wochenendflucht in die Heimat die Rückenschmerzen im Exil zu lassen, ist mal gründlich missglückt. Auf der Bundesstraße (wenige Meter nach einem Blitzer) wurden mein Auto und ich von einer plötzlichen Fontäne Wasser (das, unnötig zu erwähnen, ziemlich dreckig war) überrascht, die irgendwo aus dem Nichts des Seitenstreifens gespritzt kam (R. hielt mich für endgültig abgedriftet). Und der Losentscheid zur Zulassung für den Italienisch-Sprachkurs an der Uni weigerte sich ebenfalls erfolgreich, mit mir etwas zu tun haben zu wollen.

Aber vielleicht gewinne ich ja heute Abend im Lotto.

Dienstag, 16. Oktober 2007

Dinge, an denen man merkt, dass...

... es nur noch 70 Tage bis Weihnachten sind: Es ist der 15. Oktober und Bayern 3 bringt ein Weihnachtslied!

Dienstag, 9. Oktober 2007

Umziehen für Fortgeschrittene, Akt vier

Tagebuch eines Umzugskünstlers

Tag zehn:
In den meisten Internetforen gibt es ein nettes Feature. Sobald jemand böse Schimpfworte benutzt und veröffentlichen will, wird das Schimpfwort entweder geixt oder automatisch durch ein harmloses Wörtchen ersetzt. Aber ich schweife ab. Ich habe mit dem Bauleiter gesprochen, der für die Sonnenblume auf der himmelblauen Baustelle verantwortlich ist. Und er ist ein Liebling. Von den Versprechungen, die seine Firma meinem Vermieter schon vor Monaten gemacht hat, will der Freund nichts mehr wissen. Das bedeutet zwar keinen Stillstand (immerhin: ich darf jetzt in meiner Wohnung auf die Toilette), aber weitere Verzögerungen. Ich habe genug. Das Tagebuch eines Umzugskünstlers schließt an dieser Stelle mit einer Bitte. Mögen seine Leser dem Verfasser morgen von 8 bis 9 Uhr die Daumen drücken. Dann steht die mündliche Zwischenprüfung an. Über das Ende des Umzugskünstlerdaseins wird zu gegebener Stunde informiert. Kommt Zeit, kommt Rat.

Tag neun:
Nichts neues, aber freut euch schon auf morgen!

Tage sechs bis acht (Wochenende):

Jetzt haben sie es geschafft: Ich habe Angst, nachts auf die Toilette im Erdgeschoss zu gehen. "Wohnst du jetzt schon hier?", fragte mich der Fließenleger am Freitag. Auf meiner Aggressivitätsskale befand ich mich recht weit oben, aber weit genug unten, um mich beherrschen zu können. "Hast du keine Angst?", fragte er weiter und berichtete von nächtliche Besuchern, die man morgens erst von der Baustelle verscheuchen müsse. Ein klein wenig beruhigend ist, dass ich meine Wohnung mittlerweile abschließen kann. In der ersten Nacht nach dieser Mitteilung entschied ich mich dennoch für den doppelten Schutz - und schloss auch die Tür zum Flur ab. M., der stets bemühte Vorarbeiter, hat angekündigt, den Bauleiter vorbeizuschicken. Und den Tipp gegeben, ihm gegenüber ruhig ein bisschen energischer aufzutreten. Mal sehen, ob es dann klappt mit Heizung, Fußbodenleisten, Gegensprechanlage, eigener Toilette, Dusche, warmen Wasser (...) Ich habe derweil einen neuen Sport für mich entdeckt. Ich jage Hermes-Postboten durch die Stadt und frage sie, ob sie nicht ein Päckchen für mich haben. Der Briefkasten fehlt immer noch.


Tag fünf:
Irgendwann mittags stelle ich fest, keinen Strom mehr zu haben. Wird schon wieder wiederkommen, denke ich mir, und schlafe meinen Mittagsschlaf der Gerechten weiter. Um 18.40 Uhr ist das Haus verlassen - und mein Strom trotzdem noch nicht da. Also fahre ich in die bis tief in die Nacht geöffnete Teilbib der Juristen, plaudere mit Platon und genieße die Rückenansicht von fleißigen Juristinnen. Und sonst? Sonst nichts! Status Quo! Hmpf!

Tag vier:
Was mir aufgefallen ist: ich muss immer erst dann auf die Toilette, wenn mir bewusst wird, dass ich kurz zuvor in der Uni-Bib oder am Orte der Nahrungsaufnahme hätte gehen können. Dann ist aber zu spät, und ich muss ins dunkle Erdgeschoss. Positives: Mittlerweile habe ich fließendes Wasser. Negatives: eine eigene Toilette gibt’s trotzdem nicht. Der Installateur hat falsche Teile geliefert bekommen. Beruhigendes: Der nächste Versuch kommt bestimmt.

Tag drei:
Keine besonderen Fortschritte, keine besonderen Vorkommnisse. Das heißt, eines: spätabends, ich war gerade von meinem Besuch auf der Toilette im dunklen Erdgeschoss zurückgekehrt, hörte ich Geräusche im Haus, die ich zunächst ignorierte. Irgendwann schaute ich doch mal nach - und identifizierte den (noch ungefüllten) Kühlschrank als Schuldigen. Das Summen, Brummen, Gurgeln und Gurren, sagt die Bedienungsanleitung, gehört aber zu den normalen Geräuschen.

Tag zwei:
Wann beginnt Luxus? Mit Elektrizität und Licht? Oder erst mit der Kombination zwischen Elektrizität und fließendem Wasser? In dem Fall muss ich noch bis Mittwoch auf Luxus warten. Aber immerhin sehe ich mehr als gestern. Meine Schreibtischlampe brennt und über mir hängen Glühbirnen. Dumm nur, dass ich schon wieder für kleine Umzugskünstler müsste. Ob das Institut für Psychologie der Uni Wü wohl noch immer offen hat, jetzt um 21.40 Uhr? Das ist nur zwei Gehminuten von meiner Baustelle entfernt und hat eine nette Toilette. Das man die Dinge auch immer erst zu schätzen weiß, wenn man sie nicht mehr hat. Aber ich glaube, ich bleibe doch lieber im Bett. Es ist etwas frostig, so ganz ohne Heizung. "Am Donnerstag bekommen sie die", hat mein Vermieter C. versprochen und dann besänftigend gesagt: „Es ist ja noch nicht allzu kalt draußen zurzeit.“ Der Monteur, der mir zu dem Zeitpunkt gerade eine schicke Küche bastelte und in der Nähe stand, konnte nicht mehr vor Lachen. Wenn Blicke töten könnten…

Tag eins:
Der Verpackungsmüll empfängt mich an der offenen Eingangstür. Es ist zwei Stunden vor Dunkelwerden, deswegen umarme ich das Licht, bevor es weg ist. Strom gibt’s heute noch nicht. Das Abendessen kommt vom Pizzaservice und wird am Ort des Zubereitens verschlungen. Das Licht dort ist zu verführerisch. Danach begleite ich D. und M. ins Kino. „Und du willst wirklich in diesem großen dunklen Haus ganz alleine schlafen? Ich hätte eine Riesenangst“, sagt D. nach dem Film. Ich bedanke mich für seine Offenheit und verkrieche mich zwischen Schlafsack und Bettdecke, die ich mit Hilfe meines Handydisplays gefunden habe. War kein großes Problem. Meine Wohnungstür ist schließlich unabschließbar. Musik will ich nicht zu laut hören, damit sie niemand im Haus hört und sich angezogen fühlt. „Ich hätte sie laut gemacht, damit ich niemandem im Haus höre“, verrät mir D. Niemanden bzw. nichts. Keine Geräusche. Ich schlummere gut.

Sonntag, 7. Oktober 2007

Umziehen für Fortgeschrittene, Akt drei

Es ist soweit: Morgen gehts in mein ganz persönliches Dschungelcamp. Die Herausforderung: Leben auf einer Baustelle, ohne Strom und fließend Wasser, zumindest mal für ein, zwei Tage. Bis zum 16. Oktober, so die Ansage von Vermieter C., der ich irgendwie nicht zu 100 Prozent Glauben schenken will, soll alles geregelt sein. Neun Tage noch - vielleicht mit jede Menge Stoff für Akt vier. Aber zunächst: die spektakulären Erlebnisse von 20 sensationellen Stunden.

Der Plan war schlicht, aber durchdacht. Freitagabend Fahrt nach Würzburg, mit einem Zwischenstop in Ludwigsburg zwecks Möbelkauf, Aufbau des Bettes in der Wohnung mit R. und D., Weiterarbeit bis zur Lustlosigkeit, Einweihung des Bettes mit R. allein, Entgegennahme der Küche am nächsten Morgen und entspanntes Zuendeschrauben der in der Nacht ignorierten Möbelstücke. Doch schon der Besuch beim schwedischen Möbelhaus mit den vier gelben Buchstaben auf blauen Grund, dessen Name hier aus Gründen der Rücksicht nicht genannt werden soll, machte mir einen Strich durch die Rechnung - und das nicht, weil die Schlangen an den grob geschätzt 18 Kassen jeweils gefühlte 50 Meter lang waren. Der Grund hieß Allak, von dessen Verfügbarkeit ich mich im Internet vergewissert hatte, im Laden aber vor einem leeren Regal stand. Das darauf resultierende Drama soll in Form eines kleinen Theaterstücks präsentiert werden:

B. (das bin ich): Hallo, ich hätte gerne einen Allak-Stuhl. Laut Homepage haben sie den.
Mitarbeiter 1: Haben sie in den Regalen daneben geschaut. Da müsste einer sein.
B.: Da ist keiner.
R.: Haben sie vielleicht in ihrem Lager noch einen?
M1 (mitfühlend): Nein, tut uns leid. Wenn da keiner mehr ist, haben wir auch keinen mehr. Morgen müsste eine neue Lieferung kommen.

(B. wendet sich frustriert ab, R. legt die Stirn in Falten und kontrolliert noch einmal das leere Regal und die Stockwerke darüber.)
R. (zu B.): Ha, wusste ich es doch. Schau mal da oben, im dritten Stock. Da hast du deinen Allak. Gleiche Produktnummer.
B. (zu M1): Wir haben Allak gefunden. Da oben, im dritten Stock (zeigt zu Allak). Bitte lassen sie ihn für uns herunterholen.
M1: Das geht nicht. Verbot von der Berufsgenossenschaft. Dürfen wir nicht während der Öffnungszeiten.
R.: Dann warten wir eben. Sie schließen ja eh in einer halben Stunde.
M1 (kleinlaut): Das geht nicht.
R.: Hören sie. Wir lassen uns nicht von ihnen anlügen. Sie sagen, sie hätten keinen Stuhl mehr da und kurz darauf finden wir ihn. Wir sind extra aus Würzburg hergefahren und das schon zum zweiten Mal. Wir wollen jetzt diesen Stuhl.
M1 (greift zum Telefonhörer): Ja, hallo, hier ist M1. Hier sind zwei Kunden, die kommen extra aus Würzburg und wollen einen Allak. Dazu bräuchten wir aber einen Gabelstabler... Ja... Ja, ich verstehe (legt auf). Wir dürfen das nicht machen.
B.: Ich habe vorhin im Internet geschaut. Da stand, sie hätten den Stuhl vorrätig. Nur deswegen bin ich hergefahren.
M1: Tut mir leid. Da war wohl jemand schneller als sie.

(B. verdreht die Augen, geht mit R. ab und versteckt sich im Billy-Regal-Gang. B. zückt sein Handy, ruft D. an): Ich will mal was testen.
D.: Hallo B., was gibts?
B.: Hi D., geh mal bitte ins Internet und schau, ob **** in Ludwigsburg Allak vorrätig hat.
(Die Zeit verstreicht. Internetprobleme verzögern die Sache. B. wird zunehmend nervöser)
D.: Jetzt hab ichs. Ja, der Stuhl ist da.
B.: Prima, danke. Ich melde mich später noch mal.

B. (geht zu M2, wild entschlossen und leicht gereizt): Ich will mit ihrem Vorgesetzten sprechen.
M2: Warum?
(B. erklärt die Situation)
M2 (gelangweilt): Sie können sich gerne beschweren. Da vorne ist unser Kundenservice.

(B. und R. marschieren wild entschlossen in Richtung Kundenservice, warten zuerst und stellen dann fest, dass sie eine Nummer hätten ziehen sollen. Auf der Anzeige erscheint "Es warten vier Kunden vor ihnen". Aus den Lautsprechern tönt die Ansage, dass der Laden jetzt schließe.)
R. (zu B.): Darf ich mit rechtlichen Schritten drohen? Bitte, bitte.
B.: Ja, ja, okay.
(B. und R. warten, bis ihre Nummer dran ist, gehen dann an den Schalter)
Kundenbetreuerin (freundlich): Was kann ich für sie tun?
(R. erklärt die Situation in ruhigem Ton, B. steht schweigend daneben)
K.: Um welches Produkt handelt es sich und wann haben sie sich im Internet darüber informiert, dass es vorrätig ist.
B. (unverständlich, mit geplatztem Kragen): Vor 15 Minuten
K. (erschrocken): Wie bitte?
B. (mit gefletschten Zähnen, aber verständlicher): Vor 15 Minuten
(K. greift zum Hörer, spricht mit einer wichtigen Person, nickt)
K.: Ja, ich weiß. Ich habe auch seit zehn Minuten Feierabend. Ja... Okay... Ja, ich geb das so weiter. (wendet sich B. und R. zu): Okay, sobald alle Kunden aus der Halle verschwunden sind, kriegen sie ihren Stuhl.
R.: Vielen Dank.
B.: Danke.

Tatsächlich wurde kurz darauf gegabelstapelt, überwacht von der Filialleiterin oder sonst einem hohen Schichttier. Und B. konnte hinterher sogar darüber lachen, dass das "Guter Kunde, böser Kunde"-Spiel so fein funktioniert hat. Nicht mehr gelacht hat er dann, als er auf der A81 die letzte Ausfahrt rechts liegen ließ und kurz darauf auf der A3 vor Würzburg vier Kilometer vor seiner Ausfahrt mitten in einen 20-Kilometer-Stau geriet. Oder als er eine Dreiviertelstunde später in der Wohnung feststellte, dass der Strom offenbar "ausgegangen" war. Oder als er tags darauf nach knapp vier Stunden Schlaf auf D.s Matratze im "Gästezimmer" wieder aufwachte, weil er aufwachen musste, weil die Küche bald kommen sollte. (Sie kam, das nur am Rande, übrigens zwei Stunden später). Oder als die Bedienungsanleitung für sein neues Bett von fünf verschiedenen Typen sprach, aber nirgendwo verriet, welcher Typ der seinige war. Oder als die fleißigen R. und D. (denen er auf ewig für ihre handwerkliche Hilfe dankbar sein wird) vergaßen, Bettbeine anzuschrauben.

Aber was sind das schon für Probleme, wenn man sich auf das immer näher rückende Leben in einer schicken eigenen Bude vorfreut? Den fortgeschrittenen Umzieher kann nichts mehr schocken.

Montag, 1. Oktober 2007

Umziehen für Fortgeschrittene, Akt zwei

Es regnete an diesem Samstagmorgen in Würzburg und ich war nicht sonderlich gut gelaunt. Ich hatte die Nacht größtenteils auf dem Boden verbracht, weil meine Kissen lieber über den Boden rutschen wollten, als mir einen Schlafplatz zu bieten. Mein Bett hatte ich für die letzte Nacht im Wohnheim R. überlassen. Der würde seinen Rücken noch brauchen. Da stand ich nun also vor dem Haus von Vermieter C., der gerade unter der Dusche stand und trotzdem nur unwesentlich nasser wurde als ich. Ich wartete auf den Schlüssel für das Haus, in dem sich meine Wohnung aufhält, starrte auf ein Schild mit der Aufschrift "Betteln und Hausieren verboten", sah zwei skeptisch dreinblickende Hausbewohner an mir vorbeischleichen und wartete. Wartete solange, bis C. endlich kam und mir den Schlüssel gab, Sekunden bevor R. einen Strafzettel wegen Parkens in der zweiten Reihe zu bekommen drohte.

In der Wohnung angekommen wurden mir zwei Dinge auf den ersten Blick bewusst. Erstens: das Haus wird in diesem Jahr sicher nicht mehr fertig renoviert. Zweitens: meine Wohnung diesen Monat ebenfalls nicht (zur Klarstellung: es war noch September). Die Steckdosen fehlten. Konsequenz: der Aufbau der Möbel fiel von vornherein flach. Es wurde nur geschleppt. 26 Mal liefen R. und ich innerhalb der nächsten Stunden die zwei Stockwerke rauf und runter, dann waren sämtliche Umzugskartons und alle Möbel in der Wohnung platziert. Zwischendurch hatten wir lediglich 250 Kilometer fahren müssen, von Würzburg nach Bietigheim-Bissingen bei Ludwigsburg (bei Stuttgart) und wieder zurück. In Bi-Bi, bei Möbel Hofmeister, hatten wir tags zuvor die Hälfte meiner Möbel stehen lassen. Der Sprinter, den mein Vater fürs Wochenende einem Geschäftskollegen aus Oberboihingen bei Wendlingen (bei Esslingen (bei Stuttgart, und trotzdem noch 60 Kilometer von Bietigheim-Bissingen entfernt)) abgeschwatzt hatte, hatte sich bei genauer In-Augenscheinnahme dummerweise als ein Vito entpuppt. Und der kleine Bruder vom Sprinter ist irgendwie nicht ganz so belastungsfähig.

Der Aufbau der Möbel ist nun also aufs kommende Wochenende verschoben. Bis dahin, so versprach C., als R. und ich zur Schlüsselrückübergabe am Tisch des Vermieters saßen, soll die Wohnung Türen, ein komplettes Bad und - ganz wichtig - Steckdosen haben. Sprich: fertiggestellt sein, freilich mal abgesehen von der Küche und dem warmen Wasser, die beide erst später einziehen (siehe Akt eins). Dann faselte C. noch etwas davon, dass er die von Makler M. vermittelte (und, nebenbei gesagt, vertraglich festgelegte) Vereinbarung zur Übernahme der Küche nach meinem Auszug nicht mehr ganz so gut findet und darauf hofft, dass wir uns da anders einig werden. Womit ich ihn vermutlich herbe enttäuschen werde. Aber damit möchte ich ihn nicht belasten, solange mein Auszug nicht ansteht.

Noch immer fasziniert vom couragierten Einsatz des Vermieters für den eigenen Geldbeutel fuhren R. und ich in Würzburg-Heidingsfeld auf die A3, die wir in Würzburg-Kist (eine Ausfahrt und rund sechs Kilometer westlich) wieder verließen - rund eine Stunde später. Die dortigen Brückenabrissarbeiten samt Vollsperrung ermöglichten es uns, ausführlich über den Tag zu debattieren. Rund drei Stunden später war der falsche Sprinter wieder bei seinem richtigen Besitzer und R. daheim bei sich im Bett. Er muss sich ausruhen. Nächsten Donnerstag beginnt Akt drei.

Umziehen für Fortgeschrittene, Akt eins

Das Neue Schloss in Stuttgart ist ein schöner Ort, vor dem in der Vergangenheit so manches rauschende Fest gefeiert wurde. Im Kleinen bei der Turn-WM, im Großen bei der Fußball-WM und am letzten Bundesligaspieltag der vergangenen Saison. Die Erbauung allerdings hat dann doch etwas länger gedauert als vermutet, mehr als 60 Jahre, um genau zu sein. Vielleicht heißt es auch deswegen "My home is my castle". My Castle soll ja nun die nette neue Wohnung sein, für die ich mich vor nicht allzu langer Zeit entschieden habe. Die anfänglichen Zweifel sie betreffend waren dann auch schnell verflogen. Es dauerte nicht lange, da hatte die Vorfreude Besitz von mir ergriffen. Ich kaufte Möbel, fand mit der tatkräftigen Hilfe von Mom und R. schicke und preiswerte Angebote und die neue Küche stand kurz vor dem Einbau. Es war nicht tragisch, dass der ursprünglich angedachte Einzugstermin (1. September) nicht eingehalten werden konnte. Zum 22. September klappte es zwar auch nicht, aber mit Ende September konnte ich ja auch noch leben. Und ich hatte ja die feste Zusage von Makler M., der als ständiger Vermittler zwischen mir und Vermieter C. auftrat, dass meine Küche am Donnerstag (27. September) eingebaut werden könne. "Gar kein Problem, das klappt schon", hatte M. gesagt. Und ich hatte der spöttischen Aussage von meinem Würzburger Statthalter (und baldigem Ex-Nachbar) M. keine Beachtung geschenkt, dass Makler grundsätzliche solche beruhigende Dinge sagen - entgegen allen Gesetzen der Realität.

Nun ja, das Gespräch mit Vermieter C. zwei Tage vor dem Kücheneinbau brachte mich der Wahrheit näher: "Wieso Donnerstag? Mir hat man gesagt, die Küche käme am Freitag", sagte mir C., kurz nachdem er mir mitgeteilt hatte, dass ich mit warmen Wasser vor dem 16. Oktober leider nicht rechnen könne. "Aber ich kann doch zum 1. Oktober einziehen?", fragte ich ihn, nachdem ich den Montagetermin für die Küche um 10 Tage nach hinten verschoben hatte. C. stöhnte. "Oh, das wird knapp", antwortete er - und versprach mir doch, Druck auf seine Bauarbeiter auszuüben, damit zumindest das Gröbste fertiggestellt sei. Irgendwie auch gut so, denn die Möbel warteten auf ihre Abholung und das Wohnheimzimmer darauf, für den Nachmieter vorbereitet zu werden. Ich war nervös, aber flüchtete mich in Optimismus. "Wird schon alles geklappt haben", dachte ich mir, schnappte mir Umzugshelfer R. und machte mich am vergangenen Freitag auf den Weg...