Die Suche nach dem Gold

Die Suche nach dem Gold

Montag, 26. November 2007

Warten auf K.

Ich warte auf K. K. ist Fußballtrainer und bei K.'s Mannschaft läuft es zurzeit nicht so gut, um nicht zu sagen miserabel. Deswegen habe ich ihn vorhin mal angerufen, um ihn "Wie geht's? Wie steht's?" zu fragen, natürlich etwas sensibler. Dann hat mir K. interessante Dinge erzählt, die ich anschließend niederschrieb und die er jetzt nur noch authorisieren muss. Aber er liest wohl noch.

Wie unschwer zu erkennen ist: ich arbeite wieder, soweit es der Stundenplan erlaubt. Weil meine Wohnung sechs Quadratmeter größer ist als angenommen und mein Vermieter vorsichtig und höflich nachgefragt hat, ob ich ihm dafür auch etwas mehr Geld überweisen möchte. Und da Geld prinzipiell ein rares Gut ist, erst recht wenn man in großen Wohnungen wohnt, arbeite ich wieder. Parallel dazu habe ich festgestellt, dass ich neben dem Passivsport auch mein aktives Sportleben auffrischen sollte. An das letzte Mal Schwitzen kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern. Nun will ich mir eine Semestermarke für den Unisport besorgen.

Fragt sich nur: Wo soll da noch Zeit für Frau(en) sein?

Dienstag, 20. November 2007

Das Unaufhaltbare kommt angeschlichen

Jedes Mal, wenn ich erstmals im Jahr George Michael über das vergangene Jahr flennen höre, weil er irgendwann gegen Mitte/Ende Dezember einer/m anderen sein Herz gegeben und am nächsten Morgen auf dem verschmutzten Küchenboden neben dem Glühweinfleck gefunden hat, werde ich aggressiv. Zu dem Zeitpunkt habe ich auch längst die ersten Lebkuchen gegessen (ohne aggressiv geworden zu sein). Aber spätestens mit George Michael ist klar: der Erretter wird bald wieder geboren.

Gestern nun schickte mich M. von MM (aka Moviemaze) in eine PV (aka Pressevorführung) und ich bekam den herbstlichen Film Fred Claus (zu deutsch: Die Gebrüder Weihnachtsmann) zu sehen, der - oh Überraschung - so ein klein wenig konventionell war. Und nach rund 90 Minuten, in denen der zynische Beobachter in mir mit dem für den Versuch der Objektivität verantwortlichen Körperteil (Leber? Milz? - keine Ahnung!) gekämpft hatte, sah ich das Glänzen in den Augen einiger Kinder, die ihre Geschenke öffneten. Und da war ich doch tatsächlich so ein wenig ergriffen. Es ist unverkennbar: die Geschäftsmaschinerie läuft an.



Ach: und Winterreifen habe ich jetzt auch drauf.

Samstag, 17. November 2007

Abnehmen in Berlin

Ich habe mich heute gefragt, warum die "Gehälter" von Bundestagsabgeordneten eigentlich Diäten heißen? Ich überlegte mir, ob dieses Wort wohl suggerieren solle, dass die Volksvertreter für ihre ehrenhafte Tätigkeit auf eine hohe Entschädigung verzichten. Die sich niemals irrende Wikipedia hat mich nun freundlicherweise darüber aufgeklärt, dass Diäten wohl aus dem mittellateinischen kommt (dieta) und Tageslohn bedeutet. Nun ja, die Abgeordneten haben heute ihre Tageslöhner um rund zehn Prozent erhöht, auf 7668 Euro monatlich. Davon kann man sich schon ganz schön den Bauch vollschlagen. Aber wir wollen ja nicht polemisch werden...

Donnerstag, 15. November 2007

Dinge, an denen man merkt, dass...

...dein Bauleiter nun wirklich völlig durch den Wind ist: Du kommst um 21 Uhr von der Uni, fühlst dich wie besoffen (und das als Seltenheitstrinker), weil du fünf Minuten lang vergeblich versuchst, Schlüssel und Schloss miteinander zu verkuppeln, rufst deinen Vermieter an und erfährst, dass der Bauleiter die Schlösser ausgewechselt und versprochen habe, die Schlüssel morgen vorbeizubringen.


(Ein Glück gibt es Hintertüren. Und diesmal hat Herr S. tatsächlich eine leider wirklich tragische Ausrede für seine Geistesabwesenheit.)

Samstag, 10. November 2007

Das Leben und wie es einmal war

"Die Idee entstand auf einer der Geburtstagsfeiern, auf denen sie sich in den letzten Jahren wiedersahen und wieder mal die ganze Nacht durchtranken: Warum diesem ganzen schrillen nervtötenden Geschrei um "68" und seinen schrecklichen Folgen nicht mal eine ordentliche Abrechnung entgegensetzen? Sie - das sind 16 Jugendliche aus Bremen, die damals die Welt verändern wollten, und nun als Staatsanwälte, Werber, Ärzte, Journalisten, Hochschullehrer, Manager und Politiker ein bürgerliches Leben führen, das anders ist, als sie je gedacht haben.(…) Entstanden ist daraus das Buch "I can’t get no", erschienen bei Kiepenheuer & Witsch."

einestages, das höchst interessante neueste Ressort von Spiegel-Online, bietet fast 40 Jahre nach dem Aufstand lebenslustiger revoltierender Jugendlicher einen Einblick in das Seelenleben einiger Erwachsengewordener. In zwei Folgen erfährt man so manches über die Auseinandersetzung mit früheren Idealen (Folge 1) oder die problematischen Beziehungen zu Vätern und Müttern, die stumme oder starrsinnige Zeugen einer dunklen Ära geworden waren (Folge 2). Und heute? Ja heute sind aus den Jugendlichen Staatsanwälte geworden. Staatsanwälte oder Manager, Werber und Politiker. Wäre es ungerecht zu behaupten, dass sie Profiteure und Verteidiger eines Systems geworden sind, das sie zu bekämpfen planten? Was würden wohl die ergrauten Menschen in den Baumwollpullovern, die heute noch in den Ortsgruppen von Amnesty International dem angestaubten Traum von einer veränderten Gesellschaft nachgehen, wohl dazu sagen? Und warum liegt der gelangweilten Jugend von heute trotz der so offen und vielfach zu Tage tretenden Ungerechtigkeiten von heute die Revolte so fern? Reicht es aus, wenn das Handy funktioniert? Es scheint, als veränderten die Menschen die Gesellschaft schlichtweg nicht. Die Gesellschaft verändert die Menschen.

Mittwoch, 7. November 2007

Gipfelstürmer

Ich lebe in einem Haus, gebaut auf dem Gipfel der Inkompetenz, ausgeliefert den zittrigen Fingern und unstrukturierten Gedanken eines unbeschreiblich planlosen Dilettanten. Und erkenne mit Schrecken: Nicht ich bin Deutschland, der Bauleiter ist es.

Fallen lassen in Portugal

„Von tausend Erfahrungen, die wir machen, bringen wir höchstens eine zur Sprache, und auch diese bloß zufällig und ohne die Sorgfalt, die sie verdiente. Unter all den stummen Erfahrungen sind diejenigen verborgen, die unserem Leben unbemerkt seine Form, seine Färbung und seine Melodie geben. Wenn wir uns dann, als Archäologen der Seele, diesen Schätzen zuwenden, entdecken wir, wie verwirrend sie sind. Der Gegenstand der Betrachtung weigert sich stillzustehen, die Worte gleiten am Erlebten ab, und am Ende stehen lauter Widersprüche auf dem Papier.“

„Wenn es so ist, dass wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist – was geschieht mit dem Rest?“

Meine Welt braucht gute Bücher, genauso wie sie gute Filme braucht. Sie sind meine Sucht. Sie schenken mir Momente der Geborgenheit, wenn die Welt der anderen, in der ich lebe, einmal mehr erdrückend wird. Sie sind meine Rückzugsmöglichkeit, ein Hort, in den ich mich flüchte, um für kurze Zeit zu vergessen, einzutauchen. In gute Bücher muss man sich verlieren können. Nachtzug nach Lissabon von Pascal Mercier, Philosophie-Professor an der Freien Universität Berlin, ist ein gutes Buch. Ein Roman, in dem ein angesehener Berner Lehrer der alten Sprachen – von den Schülern geliebt, von den Kollegen gefürchtet – durch die bahnbrechende Erfahrung einer flüchtigen Begegnung kurzerhand die Gleise seines eintönigen Lebens verlässt, um sich auf die Spuren eines portugiesischen Phantoms zu machen: Eines Arztes und Autors, dem es gegeben war, mit seiner ungeheuerlichen Präsenz für die Menschen seines Umfelds zur Sonne zu werden, um die sich alle anderen drehten. Die Gedanken, die dieser Amadeu Inácio de Almeida Prado zu Papier gebracht hat, strotzen nur so vor einer unendlichen Wut, einer inneren Verzweiflung und dem unbändigen Willen, den Dingen auf den Grund zu gehen.

Ich selbst verfalle zuweilen in eine Ohnmacht der Sprachlosigkeit, wenn ich versuche, mir die Facetten des Lebens zu vergewärtigen, wenn ich versuche, ihrer Herr zu werden. Nur im Schreiben gelingt es mir, einen Hauch von Ordnung in mein Gedankenwirrwarr zu bringen. Die Vertrauten meines Lebens haben mir häufig mein Schweigen vorgeworfen. Vielleicht, nein: ziemlich sicher, ist einfach die Angst, die Dinge nicht so ausdrücken zu können, wie sie klingen sollten, mitverantwortlich dafür, dass ich still bleibe. Aber dieser Wunsch nach Erfüllung ist allgegenwärtig, diese Sehnsucht nach dem Fühlen und Staunen, diese irrationale Trauer über vergangene Tage, Monate, Jahre, die im Nachhinein so scheinen, als seien sie nicht hinreichend gelebt worden. Diese Sicht der Dinge bestimmt meinen Blick auf die Welt, sie bestimmt mein Handeln. Sie ist mit dafür verantwortlich, dass ich die Flucht nach vorne ins Studium gewählt habe, das selbstgemachte Nest verließ. Sie wird mich weiter begleiten.

Aber für den Moment ist es schön gewesen, sich einfach nur verloren zu haben, in einem guten Buch.