Die Suche nach dem Gold

Die Suche nach dem Gold

Montag, 1. Dezember 2008

Der Preis der Sauberkeit

Gestern habe ich meine Wohnung sauber gemacht - und landete am Ende in der Notaufnahme des Juliusspitals. Und das kam so:

Es war mal wieder an der Zeit, für ein bisschen Ordnung zu sorgen. Also spazierte ich nach dem Aufstehen ins Bad und sorgte für ein bisschen Ordnung. Den plötzlichen stechenden Schmerz im Rücken (eher im Bereich der rechten Flanke) - "Mist, jetzt habe ich eine dumme Bewegung gemacht" - ignorierte ich zunächst, dann versuchte ich ihn mit Hilfe einer heißen Dusche zu besiegen. Erst als ich auf die Straße ging, weil ich mich mit D. und M. zum Nachmittagsnack verabredet hatte, geriet ich ins Grübeln. Zum einen deswegen, weil ich den kurzen Sprint zur Straßenbahn nach zwei Metern abbrach. Und zum anderen, weil ich mich urplötzlich an jenen unangenehmen Spätherbsttag des Jahres 2005 erinnerte, an dem ich das erste Mal in den Unisport ging - und beim Volleyball einen Hexenschuss erkämpfte. Die Schmerztabletten von Wohnheimsnachbar A., einem angehenden Zahnarzt, hatten mir damals die Möglichkeit geschenkt, ruhig zu liegen. Allein die Erinnerung an diese Nacht verschärfte nun den Schmerz. "Ich komme ein bisschen später. Ich glaube, ich habe einen Hexenschuss und wanke gerade erst am Rathaus vorbei", teilte ich D. via Handy mit. "Wenn du einen Hexenschuss hast, wankst du jetzt gefälligst sofort ins Krankenhaus", antwortete D. "Ach was, das geht schon. Ich geh' schon", sagte ich. Als wir uns zehn Minuten später auf halber Strecke trafen, grinste mich das Rettungsassistenten-Paar an. "Ich hätte nicht geglaubt, dass wir uns mit einem alten Mann treffen", sagte M. In diesem Sinne ging es weiter, da kannte Spaßvogel D. keine Gnade. Und Lachen kann zuweilen ganz schön weh tun.

Weil die Schmerzen und die Vernunft sich im Laufe der nächsten Stunden immer mehr annäherten, ging ich doch noch ins Krankenhaus. "Was haben Sie denn gemacht?", fragte die Schwester an der Anmeldung, als sie mein schmerzverzehrtes Gesicht sah. "Sauber", antwortete ich trocken. Sie lachte. "Sie machen das wohl nicht so häufig." Die junge Neurologin, die mich kurz darauf untersuchte, schien sich ihrer Sache nicht so ganz sicher zu sein. Meine Beschreibung der Symptome und der Schmerzen ließen nicht einwandfrei auf einen Hexenschuss schließen. Sie befürchtete eine Entzündung der Nieren - und bat mich um eine Blut- und Urinprobe. Und wo der Zugang schon einmal gelegt war, bekam ich auch gleich eine Infusion. Und danach noch eine. Weil die erste nichts geholfen hatte.

Mittlerweile hatten eine extreme Müdigkeit und eine leichte Schummrigkeit die Kontrolle über mich übernommen. Doch als die Neurologin mit einem sächselnden Urologen und einem Ultraschallgerät wiederkam, war ich hellwach. "Wie geht es Ihnen?", fragte der Urologe. "Super", antwortete ich. "Was machen Sie dann hier?", erwiderte er - und unterhielt sich mit meiner Neurologin über Arbeitsschichten an Weihnachten und Silvester. Dann wurde ich zum Versuchskaninchen. "Sie müssen immer viel Klibber nehmen", sagte der Urologe und zeigte seiner Kollegin, wie man mit einem Ultraschallgerät Nieren, Leber, Milz, Herz, Blase, Wirbelsäule und noch ein paar andere lebenswichtige Organe untersucht. Ich verzichtete darauf zu fragen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Kurz darauf durfte ich gehen - oder wanken. Der Weg nach Hause war ja zum Glück nicht weit.

Im Bett wollte ich eigentlich noch arbeiten. Es war ja erst 20 Uhr. Doch die Müdigkeit übermannte mich. Als ich das erste Mal wieder aufwachte, hatte ich nur die Hoffnung, dass es vielleicht erst 4 Uhr war und ich bis zum Weckerklingen um 7 Uhr noch ein paar Stündchen schlafen dürfte. Draußen schlug es Mitternacht.