Die Suche nach dem Gold

Die Suche nach dem Gold

Sonntag, 23. Dezember 2007

Zeit zur Besinnlichkeit

Verzweiflung ist in das Gesicht der Postmitarbeiterin geschrieben. Man muss fast befürchten, dass sie gleich anfängt zu weinen. "Wer wollte denn jetzt den Stift?", fragt sie - und keiner antwortet. Vor der Tür bleibt ein Auto überraschend stehen. Der Hintermann hupt, was dem Fußgänger, der gerade neben dem Hintermann steht, gar nicht gefällt. "Hey du Arsch, was hupst du hier?" In seinen Augen kann man in Großbuchstaben "Ich warte auf 'ne falsche Antwort" ablesen. "Mach dich mal locker", sagt der Typ hinterm Steuer. Doch der Fußgänger will bereits den nächsten Autofahrer standrechtlich erschießen, weil der ihn aus Versehen fast überfahren hätte. Ach, wäre doch nur jeden Tag Weihnachten!

P.S. Mein Wort des Jahres ist übrigens Gelassenheit. Und wehe einer zweifelt jetzt an, dass ich die Message meines Worts des Jahres ab und an bei Kontakten zu Bauleitern, O2-Kundenbetreuern oder zuvorkommenden Professoren außer Acht lasse. Dem mach ich sofort eine Rudolf-Rentier-Nase!

Freitag, 21. Dezember 2007

Wettkampf der Unsäglichen

In meinem Eintrag vom 7. November habe ich mich über einen Dilettanten beschwert, der sich Bauleiter schimpft. Ich möchte mich hiermit in aller Form bei O2 entschuldigen, dass ich jemals in Erwägung gezogen habe, der Diletanttismus des Bauleiters würde den Ihrigen schlagen.

Zum zweiten Mal habe ich am heutigen Tage den ebensolchen damit verbracht, auf einen T-Com-Techniker zu warten, der mir auf wundersame Weise den Weg in die Welt des Internets und des Telefonierens ermöglicht. Zum zweiten Mal wurde ich enttäuscht. Immerhin: es gibt Fortschritte. Nachdem es letztes Mal vier Tage und drei Anrufe mit einer Gesamtdauer von 24 Minuten gedauert hat, bis klar war, dass da irgendwas leider ganz furchtbar dumm schief gelaufen ist und man einen neuen Termin vereinbaren müsse (den heutigen), ist diesmal schon am Abend des Termins klar, dass
da irgendwas leider ganz furchtbar dumm schief gelaufen ist und man einen neuen Termin vereinbaren müsse. Na gut, vielleicht kann man es doch keinen Fortschritt nennen, wenn man 33 Minuten lang hauptsächlich in Warteschleifen verbringt, von der einen Mitarbeiterin mit der Nachricht überrascht wird, dass alles geklappt habe, während die andere dann 28 Minuten später wieder revidiert und die dritte einen neuen Termin am 8. Januar anbietet. Ich bin ihr gegenüber auch ein bisschen lauter geworden. Richtig laut wurde ich aber erst, als ich eine E-Mail verfasste, in welcher ich O2 um eine Stellungnahme und einen Vorschlag zur Lösung des Problems bat. Der Grund: nach dem Abschicken erschien in großen leuchtend-blauen Buchstaben auf weißem Grund folgende Nachricht: "Ihre Anfrage konnte leider nicht bearbeitet werden."

Hach, bin ich jetzt aber weihnachtlich gelaunt.

Freitag, 7. Dezember 2007

Versetzt von einem Techniker

Erschreckende fünf Jahre ist es her, da machte ich in einer Glosse meinem Ärger über das deutsche Beamtentum und seinen Verbindungen zum Journalismus Luft. Es gibt nichts Schlimmeres, als einen Artikel zu schreiben, in dem ein Amtsleiter der Stadtverwaltung zu Wort kommen muss. Denn nur die Leiter eines städtischen Amtes sind auskunftsberechtigt. Und weil sie, entgegen der gängigen Meinung, offenbar unheimlich viel zu tun haben, kann das Warten auf einen Rückruf dauern. Und dann ist er festgenagelt, der Journalist, auf seinem Platz, vor seinem Telefon. Denn wer würde es wagen, auf die Toilette zu gehen, oder zum Mittagessen, oder zum Rauchen, wenn er dadurch auch nur für eine Minute sein Telefon aus den Augen lassen müsste? Denn, so schrieb ich damals, es sei wie mit der Zigarette an der Bushaltestelle. "Kaum angezündet, ist der Bus da". Und der Anruf verpasst. Und ein Rückruf unmöglich. Weil die nächste Sitzung schon begonnen hat.

Am Mittwoch musste ich wieder daran denken. Von 7.55 Uhr bis 14.15 Uhr saß ich auf meinem Sofa im Wohnzimmer, las Fromm, damit die Zeit nicht noch langsamer läuft, als sie es ohnehin tat, und wartete auf den T-Com-Techniker, der mir - nach mittlerweile zwei telefonanschlusslosen Monaten in der neuen Wohnung - endlich den Gang ins Internet und ans Festnetz ermöglichen sollte. Ich wartete vergebens. Auf meinen Anruf bei der Kundenbetreuung von O2, meinem geschätzten Anbieter, bat mich eine freundliche Dame, die schnell zickig wurde, mich doch ein bisschen zu gedulden. Ich hätte sie durch mein Handy gerne erwürgt, ungeachtet der Tatsache, dass sie vermutlich nicht Schuld hatte am Ausbleiben des Technikers. Wo der geblieben ist und was nun mit meinem Anschluss geschieht, weiß ich immer noch nicht. Heute Nacht telefoniere ich wieder mit den Jungs und Mädchen von O2. Ich bin aber auch ein schwieriger Kunde...

Sonntag, 2. Dezember 2007

Das Ende ist näher als man denkt

2. Dezember 2007, 21.45 Uhr. Der stets sympathische und überaus kompetente Johannes Baptist Kerner hat es geschafft. Menschen 2007, der erste Jahresrückblick des Jahres, läuft. Ja ist denn heut' schon Silvester?

Samstag, 1. Dezember 2007

Infektion der Seligkeit

Ich zitiere mich mal wieder selbst:
Impressionen aus der Stuttgarter Innenstadt: Auf dem Weihnachtsmarkt steht ein Mann und isst ein Schweinehalsbrötchen. Er zieht sein Handy aus der Tasche, ruft Otto an. „Ja, ich bin’s. Ich wollte nur schnell fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch wünschen.“ Ob er wohl weiß, dass er den Anschein macht, als ob er genervt eine Liste mit Bekannten und Freunden abarbeitet? Seine Frau steht schmatzend daneben. Otto möchte mit ihr sprechen. Ihr Mann hält ihr das Handy ans Ohr. „Ich versteh dich ganz schlecht“, sagt sie und ihre Stirn versteckt sich hinter Falten. „Ja, ebenso. Ja... Ja... Fröhliches Fest“, stottert sie. (...) „Fröhliche Weihnachten“, wünscht ein verdächtig ungestresster Mann im vollen Brustton der Überzeugung der Dame hinter der Kasse. „Wenn es nur schon so weit wäre“, stöhnt diese leise und kümmert sich um den nächsten Kunden. Der größte Luxus ist es, nicht hetzen zu müssen. Doch auf den Straßen, wimmelt es von verzweifelten Menschen (...). Und wer nicht aufpasst, wird von gedankenversunkenen Rollstuhlfahrerschieberinnen einfach gerammt. Oder von blinden Orgeldrehern und flötespielenden Kindern taub musiziert, weil die alle 15 Meter stehen und sich ihre Klänge zu einem hochexplosiven Gemisch zusammentun.
Es war der 22. Dezember 2006, als ich das schrieb. Warum ich damals in der Stadt war, weiß ich nicht mehr genau. Vermutlich war ich auf der Suche nach Last-Minute-Geschenken, wie jedes Jahr. Oder nach meiner Last-Minute- Weihnachtsstimmung, wie jedes Jahr. Doch dieses Mal scheint alles anders zu sein. Ich bin infiziert. In wenigen Stunden beginnt der Bazar in meiner alten Schule, traditionell am "ersten Adventssamstag". Neben mir liegen leckere (von Mama) selbst gebackene Plätzchen und als vorhin Dean Martin Winter Wonderland sang, habe ich das Radio instinktiv lauter gestellt. Ja, ich habe sogar Lust, die Weihnachts-CD von den Roten Rosen anzuhören, die M. zu seiner Einstimmung missbraucht hat. Auf der Straße fallen mir traurige Clowns auf, die Oh Tannenbaum mit dem Akkordeon interpretieren und aus den Fenstern über dem öligen Hinterhof, in dem mein KFZ-Mechaniker haust, höre ich Saxophon-Töne, die ankündigen, dass Santa Claus in town comes. Vorhin bin ich durch die Stadt gelaufen, nur kurz, und habe gelächelt. Und die Menschen lächelten zurück. Wahnsinn, wie die Gemütslage die Wahrnehmung verändert. So vorübergehend. Es lebe die gelebte Psychologie!