Die Suche nach dem Gold

Die Suche nach dem Gold

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Das Ende der Harmonie

Der Weihnachtsfriede ist zerstört. Josephine tritt nach mir und faucht mich an. Jetzt liegt sie unterm Sofa und schmollt. Katzen haben auch kein Feingefühl. . .

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Von Ursachen und wichtigeren Dingen

Ich weiß nicht, ob es die Aufregung oder die Kälte ist, aber ich zittere gerade unentwegt. Spätestens durch das Verschicken der Pressemitteilungen an verschiedene Medien ist es offensichtlich. Das Projekt von buchbensch hat begonnen. Näheres hier.

Samstag, 5. Dezember 2009

Der Abschied von der Illusion des Sinns

Die Nacht in Folge des Tages, an dem man in der Magisterprüfung im Hauptfach Politikwissenschaften 19 Seiten über das Republikkonzept von Immanuel Kant, seine Konzeption des Ewigen Friedens und die Rolle des Rechts auf dem Weg zu dessen Verwirklichung geschrieben hat, muss gefeiert werden. Begossen. Dachte ich. Aber da D. aus Gründen, die das Leben manchmal so mit sich bringen, nicht in Feierlaune war und ich mich vor dem Moment in der Disco fürchtete, in dem ich mich wieder wie ein unbeteiligter Zuschauer vor einer Leinwand des Grauens fühlte, geboten zur Planänderung. Das Alternativprogramm: ein Plausch in der Kellerkneipe und zuvor: Corso-Kino Würzburg, zur Erweisung der vermeintlich letzten Ehre. Noch einmal in den kleinen Wohlfühlpalast, der Ende Dezember aufgibt, weil der Umsatz den Untergang vorhersagt. Noch einmal das beseelende Geräusch eines echten Projektors hören, dieses Summen, Rattern, Rauschen. Und dann dieser Film, der mit seinem typischen Vorspann, mit seiner tollen Musik, ja auch mit seinem Inhalt perfekter kaum sein könnte für einen Tag wie diesen, für einen Anlass wie diesen.


Woody Allen ist zurück in New York. Da kommen nostaligische Gefühle auf. Sein Neuester Whatever works weist zwar erstaunlich viele Gags auf, die einfach nicht zünden wollen. Doch dann ist da diese Geschichte und dieser Protagonist. Boris Yellnikoff (Larry David), verhinderter Physik-Nobelpreisträger, Hypochonder, Nihilist, elitärer Snob, Egozentriker, gescheiterter Selbstmörder - und doch liebenswert genug, um seine persönliche Eliza Doolittle zu heiraten. Das Südstaatendummchen Melodie (Evan Rachel Wood) verknallt sich in den Kauz, so absurd das auch klingen mag. Sie wächst an seiner Seite und wächst letztlich über ihn hinaus.

Die Konsequenz, mit der ein desillusionierter Woody Allen (oder hatte er nie Illusionen?) hier seinen Standpunkt vertritt, überragt jene früherer Filme um ein Weites. "Das ist kein Wohlfühlfilm", sagt Boris gleich zu Beginn. Er starrt dabei direkt ins Gesicht des Kinogängers, grinsend. Die Warnung will gehört sein. Das Dasein ist sinnlos. Das Leben eine pure Anhäufung von Zufällen. Liebe auch keine Lösung. Religion schon gar nicht. Die Bigotterie und Doppelmoral Amerikas bekommt von Allen einen gezielten Faustschlag mitten auf die Nase. Was aber ist das Leben ohne Haltepunkte? "Ich sterbe", quäkt Boris einige Minuten nach seinem Eingangsmonolog völlig entsetzt. Seine mitfühlende Ehefrau (die erste) will einen Arzt rufen. "Ich meine doch nicht jetzt", lamentiert der Sterbende sofort. "Irgendwann." Eine solche Haltung lässt nur eine Option. Man muss die Dinge beim Schopfe packen. Hauptsache es läuft halt - Whatever works. "Besser", sagte D. nach dem Gang aus dem Kino, "kann man Carpe diem filmisch nicht verpacken."

Donnerstag, 26. November 2009

Das Experiment im Kopf

Der Druckkostenbeteiligungsverlag hat sich noch einmal gemeldet. Mit einer schlechten Nachricht. Überspitzt formuliert heißt es in der Mail, weil ich so uneinsichtig sei und mich weigere, nachträglich Dialoge in mein Buch einzubauen (was den Roman komplett entstellen würde), wolle man von einer Veröffentlichung nun doch absehen. Meine Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Vorgestern nun, es war eine dieser Nächte, in denen ich mich hilflos unter einer zerwühlten Bettdecke hin- und herwälzte, kam mir eine Idee: ich werde den Vorsätzlich Handelnden online veröffentlichen. Kostenlos. Ab dem 1. Januar. Nach und nach. Alle paar Tage ein Kapitel. In der Nacht, in der ich anschließend nicht mehr schlief, überlegte ich mir erste Schritte. Eine Strategie musste her. Wo soll ich veröffentlichen? Wie genau? Wie kann ich Werbung machen? Die Euphorie brachte weitere Ideen hervor. Doch ausarbeiten kann ich sie nicht. Noch nicht. Denn die Tatsache, dass ich stets und überall über Ablenkungen stolpere, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der 4. Dezember ein wichtiges Datum ist: der Tag der (ersten) Abschlussklausur. Die Zukunft beginnt am Tag vor Nikolaus.

Mittwoch, 11. November 2009

Die Grenzen der Öffentlichkeit

Ich bin aufgewühlt. Ein Fußballer ist gestorben. Selbstmord. Robert Enke war sein Name. Und nun? Der Mensch will Erklärungen. Für alles. Und wie geht man als Journalist mit so etwas um? Ich bin froh, erleichtert, nicht in der Situation gewesen zu sein, über die Chronistenpflicht nachdenken zu müssen und wie weit sie geht. Was muss, was soll, was darf man über eine solche Sache schreiben? Ich wäre hilflos gewesen. Dirk Gieselmann von den 11 Freunden hat das für sein Ausnahmemagazin gut gelöst. Den Luxus leisten kann sich nicht jedes Medium. Gerade diskutierte ich mit Kollegin I., selbst fassungslos, darüber. Wo fängt das Private an? Wo muss man die Trauer sich selbst überlassen? Zur Normalität übergehen, würden das Zyniker nennen. Es gibt einen Abschiedsbrief. "Über den Inhalt wurde nichts bekannt", hat man zunächst überall gelesen. Es sollte so bleiben. Ich befürchte, es wird nicht so bleiben.

Donnerstag, 5. November 2009

Von guten und schlechten Nachrichten

Alte Geschichte: ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche soll ich zuerst erzählen? Die gute? Na gut: ein Verlag hat Interesse an der Veröffentlichung des Vorsätzlich Handelnden angemeldet. Aber halt! Nicht gratulieren. Erst weiterlesen. Erst die schlechte Nachricht vernehmen: es ist einer der Vorlage, die eine Druckkostenbeteiligung vorlangen. Ich hatte ihn nur interessehalber angemailt, um die in der Branche (jener der erfolglosen Schriftsteller) weit verbreitete Ansicht zu verifizieren, dass Verlage wie dieser jedes Skript veröffentlichen, wenn es nur einen Anfang, einen Mittelteil und einen Schluss hat. Nun wäre es unfair zu sagen, der Verlag hätte sich mit meinem Manuskript gar nicht richtig beschäftigt. Die ausführliche Mail, die sie mir geschrieben haben, deutet darauf hin, dass sie das sehr wohl gemacht haben - auch wenn sie offenbar mein Ende (und damit eine zentrale Aussage) nicht verstanden haben. T., meine Informantin in der Branche (jener der nichtdruckkostenpauschaleverlangenden Verlage) hat mir dringend geraten, die Finger davon zu lassen. Aber mein Interessedurst ist noch nicht gestillt. Ich habe zurückgeschrieben - und mich vorsichtig danach erkundigt, was mich eine Zusammenarbeit denn kosten würde. Fortsetzung folgt, beizeiten.

Nun kümmere ich mich aber erst einmal um eine andere Veröffentlichung. Titel: Zweckentfremdete Partizipation - Instrumentalisierung von Volksabstimmungen zu Fragen der Europäischen Union am Beispiel der Länder Frankreich, Irland, Dänemark und Schweiz (in der Kürze liegt die Würze). Auflage: fünf. Die Kritiker warten schon.

Freitag, 16. Oktober 2009

Fern von Frankfurt

Die Frankfurter Buchmesse läuft ohne mich ab. Es sind verschiedene Gründe, die mich in Würzburg halten. Die weniger wichtigen - wobei sich das weniger wichtige nur auf bestimmte Aspekte begrenzt - sind D. und die EU. Euroskeptikern muss hier jedoch sofort gesagt werden, dass mich nicht die EU (Barroso zum Beispiel) gegen meinen Willen festhält, damit ich beispielsweise darin gehindert werde, die Ratifizierung des Vertrags von Lissabon zu verhindern. Vielnehr habe ich mich in den vergangenen Tagen durch Schriften (zum Beispiel über den Vertrag von Lissabon) gekämpft, um auf eine eventuelle Frage dazu in der Magisterprüfung am 4. Dezember vorbereitet zu sein. Das hätte ich natürlich auch erst nach der Buchmesse tun können, aber es hat mich irgendwie nicht nach Frankfurt gezogen. Die Buchmesse selbst kenne ich von einem spannenden Interview mit Roger Willemsen im Jahr 2004 und die Vorstellung, mit eingeschränktem Sichtfeld durch die Hallen zu irren, hat mich nicht sonderlich motiviert. Zumal: das Ziel, noch Verlage ausfindig zu machen, die den Vorsätzlich Handelnden veröffentlichen könnten, - und das ist jetzt der wichtigere Punkt (wenngleich, wie erwähnt, nicht in jedem Aspekt) - bereits im Vorfeld auf digitalem Wege erreicht wurde. Fünf oder sechs weitere Verlage sind es, womit sich die Gesamtzahl auf 27 erhöht - genauso viele wie EU-Mitgliedstaaten, aber das ist nur eine zufällige Koinzidenz am Rande. Es sind meine ultimativen Bemühungen. Wenn's wieder nicht klappt, dann war das Manuskript eben einfach nicht gut genug. Und ich blicke nach vorne - mit einem angenehmen Geschmack im Mund. Der letzte Briefumschlag hatte was von Walnuss.

Sonntag, 4. Oktober 2009

Hans-Christian war ein Anarchist

"...und was ist Deine Lieblingsstadt?", fragte der Trompeter, der mich in meine Lieblingsstadt brachte, irgendwo auf der A81. Immer wenn ich nach Stuttgart komme, spüre ich dieses wärmende Gefühl, das einem (fast) nur die Heimat geben kann. Die Fernsucht mag mich künftig in die noch so entlegenen Ecken dieses Landes treiben - man ist da ja spontan, flexibel und lebensdurstig -, ich werde immer gern zurückkehren. Und wenn ich dann mit der U-Bahn die Neue Weinsteige herauffahre, aus dem Dunkel des Tunnels zurück ins Licht komme und sich rechts neben mir die Stadt im Kessel zu Füßen legt, dann weiß ich auch warum.

Was das alles mit Schreiberlingedingen zu tun hat? Nun ja, mir ist während der U-Bahn-Fahrt gestern der erste Satz meines nächsten Romans eingefallen. Mein nächster Roman - das klingt nebenbei gesagt schon ziemlich seltsam, ziemlich abgehoben. Aber egal. Jedenfalls finde ich ihn gut, den Satz, den ersten, den so wichtigen. Ich glaube, Hans-Christian wird mir ans Herz wachsen. Irgendwann innerhalb der nächsten Monate.

Montag, 28. September 2009

Dinge, an denen man merkt, dass...

. . . man einem Frauenfilm beiwohnt: Man sitzt mit 19 anderen Personen in einem Kinosaal und die Männerquote beträgt fünf Prozent.

Sonntag, 27. September 2009

Briefkasteninhalte

Wenn man 14 Tage lang damit beschäftigt ist, Geschichten für ein Reisespezial in der Dinge-Kategorie seines Blogs zu recherchieren, verpasst man so einiges in der Wahlheimat. Bei der Rückkehr in die selbige befürchtet man seinen Briefkasten in einem erbärmlich untrainierten Zustand anzutreffen, vergisst dabei jedoch, dass man sowieso kaum Post bekommt. Man ist also erfreut, dass der Briefkasten weniger verstopft ist als man erwartet hat und freut sich, dass er keine Wahlwerbung schlucken musste, mit der man gleich zweimal nichts anfangen könnte, weil man ja eh schon gewählt hat. Dann jedoch findet man den Brief des Paul-Zsolnay-Verlags, den man als solchen gar nicht bezeichnen will, weil er nur eine Anrede, ein Betreff, ein Gruß und zwei Zeilen dazwischen enthält. (Gemeint ist natürlich der Brief, nicht Paul). Aber man redet sich ein, dass man sowieso nie bei einem österreichischem Verlag veröffentlichen wollte. Man findet auch einen Brief mit negativem Inhalt von einem der beiden Sportverläge, die man kurzfristig angeschrieben hat (der zweite hatte schon voher abgesagt). Aber man steckt es weg.

Weil man die Dinge gelassener sieht. Und weil einen T. angeschrieben hat, mit dem Angebot, einmal in dem kleinen Verlag nachzuforschen, für den sie arbeitet. Und weil man den Plan gefasst hat, zur Frankfurter Buchmesse zu fahren. Oder doch deswegen, weil man sich unbewusst von der Hoffnung, für diesen Roman eine Nische zu finden, schon verabschiedet hat?

Dinge, an denen man merkt, dass...

Das Reisespezial
... die Uhren in Italien anders ticken: Man kommt montagmorgens auf der Autobahn an die Anschlussstelle in die Hauptstadt (aka Rom aka Ewige Stadt) und fährt an ihr vorbei, weil man an ihr vorbeifahren muss, weil sie ohne vorherige Ankündigung und ohne Ersatz mal kurz gesperrt wurde.

... Wickie und die starken Männer in ist: Man läuft in einem Berliner Businesshotel an der Raucherlounge vorbei und sieht zwei Geschäfts-Asiaten, die sich königlich über eine Wikiner-Zeichentrickserie amüsieren, die deutsch-österreichischen (und ja, zugegeben, auch japanischen) Ursprungs ist.

Sonntag, 30. August 2009

Bewerbungssatt

Die Absage vom Suhrkamp-Verlag, dessen Lektoriat um Verständnis bittet, dass sie nur sehr wenige neue Autorin in ihren Verlag aufnehmen (und ich nicht dazu gehören werde) brachte erst mit einiger Verzögerung den entsprechenden Effekt. D. war in den vergangenen Tagen sehr bemüht, mir Gelassenheit einzutrichtern, in jeder Lebenslage. Allein, mir fehlt die Energie, mich zu ändern. Der Wunsch, etwas von Bedeutung zu schaffen, ist unheimlich stark. Wie ein zorniges Kind, dessen Wunsch nicht erfüllt wurde, schlummern in mir Ansprüche, von denen ich selbst weiß, dass ich sie besser ablege, will ich nicht an ihnen verzweifeln. Gestern, nach einem entspannenden Tag in einem fränkischen Thermalbad, glaubte ich schon, die Gelassenheit zu fassen zu bekommen. Doch sie muss mir über Nacht entwischt sein. Nun sitze ich wieder hier und suche nach Verlagen, denen ich mein Exposé und meine Leseprobe noch anbieten könnte. Dabei benötigt mein Hoffnungsakku längst neuen Strom. Er lag zu lange in der Realismussonne. Elf Optionen sind noch offen, fünf aus der ersten und sechs aus der zweiten Bewerbungsrunde. Realistisch gesehen werden sich die Verlage aus der ersten Runde nicht mehr melden, nach drei Monaten Bedenkzeit. Absagen zu verschicken ist ein Luxus, den sich nicht jeder Verlag leistet. Und da die Ungeduld mein Leben diktiert, habe ich beschlossen, nur noch zwei weitere Verlage anzuschreiben. Beide geben Sportbücher heraus, und zwar eigentlich keine Romane. Trotzdem: vielleicht habe ich bei Ihnen mehr Glück. Und dann werde ich versuchen, nach vorne zu blicken. Neue Romanideen schweben bereits durch meinen Kopf. Und gestern, als ich das ebenso wundervolle wie tragische letzte Werk von André Gorz (Brief an D. - womit selbstverständlich jemand anderes als oben gemeint ist) gelesen habe, da fand ich es nicht nur schmerzhaft wahr, was er über das Leben in Etappen schrieb, sondern auch das, was er über das Schreiben schrieb:

"Nicht was er schreibt, ist das vorrangige Ziel des Schriftstellers. Sein vorrangiges Bedürfnis ist das Schreiben. Schreiben heißt, sich von der Welt und von sich selbst zu absentieren, um möglicherweise daraus den Stoff für literarische Bearbeitungen zu machen (...) Ich schrieb, um die Angst zu bannen. Irgend etwas. Ich war ein Schreiber."

Dienstag, 25. August 2009

Wenn Ungeduld die Hoffnung frisst. . .

Der deutsche Taschenbuch-Verlag (dtv) führt in seiner Standard-Mail "verlagstechnische Gründe" auf, Rowohlt und S.Fischer bedauern, dass mein Manuskript nicht in ihr Verlagsprogramm passt und dass es so lange gedauert hat, dies festzustellen. Die Absagen vier bis sechs haben mich ernüchtert. Zwölf Optionen sind noch offen, je sechs aus beiden Bewerbungsrunden. Doch die Ungeduld in Zeiten, in denen sowieso nicht viel nach Plan läuft, hat meine Hoffnung gestohlen und ist damit an einen unbestimmten Ort gefahren. Und es ist kein Trost, dass zwei meiner drei Lektoren mir bescheinigen, etwas Gutes zustande gebracht zu haben. Kollege H. war angetan, Kollege und Chef M. angetan und überrascht. Nur Mentor D., der den Vorsätzlich Handelnden quergelesen hat, war nicht begeistert. Er hält mich für keinen guten Prosa-Schreiber. Ein guter Journalist ja, ein Faktenjongleur, doch kein Schriftsteller. Und dann kommen im Nebenberuflichen wie im Privaten plötzlich viele Dinge zusammen: all das, was da in den vergangenen Tagen und Wochen passiert, lassen mich in dem quälenden Gefühl zurück, dass ich wie mein Buch bin: ich passe nirgendwo so richtig rein.

Sonntag, 2. August 2009

Die Gute-Laune-Absage

Der Klett/Cotta-Verlag hat sich gemeldet - mit einer Entschuldigung, weil ich zwei Monate warten musste und "mit freundlichen Grüßen aus Ihrer alten Heimat". (Den Hinweis, dass ich mich als gebürtiger Stuttgarter dem Verlag sehr verbunden fühle, empfand ich als passend fürs Anschreiben.) Briefe von Verlagen in meinem Briefkasten sind für mich immer ein klares Zeichen für eine Absage. Das hat sich nun zum dritten Mal bestätigt (nach Hanser und CH Beck) Wenn ein Verlag an dem Manuskript interessiert wäre, würde sich der/die Lektor/in schon telefonisch melden. Doch diese Absage haute mich dann doch um. "Mit großem Interesse" habe man mein Exposé gelesen und sich erst nach langem Übberlegen dazu entschieden, es nicht zu veröffentlichen, weil es momentan "keine Kongruenz zwischen Verlagsprogramm und Thema" gibt. Aber ich solle mich nicht entmutigen lassen. Nun ist genau das Gegenteil eingetreten. Die Absage hat mir Mut gemacht.

Noch 15 offene Antworten. . .

Mittwoch, 22. Juli 2009

Der vorsätzlich Handelnde

Es ist ein verwegener Vorsatz. Ein Hobby-Tennisspieler beschließt in einer schlaflosen Weihnachtsnacht, dass er im folgenden Jahr Wimbledon gewinnen wird. Er streift die Antriebslosigkeit ab, die bis dahin sein ständiger Begleiter war, und qualifiziert sich zum Erstaunen und zur Begeisterung seiner Landsleute tatsächlich für das Turnier. Nur einer ist von dem frisch erlangten Ruhm alles andere als begeistert: er selbst. Denn wenn er als eines nicht gelten möchte, dann als neuer Held der Nation.

Ich habe einen Roman geschrieben. Es ist nicht mein erster, aber der erste, von dem ich überzeugt genug bin, um offensiv nach einem Verlag zu suchen Vor allem innerhalb der vergangenen eineinhalb Monate hat dieser Roman meinen Alltag diktiert. Alles andere wurde untergeordnet, manche Dinge gerne, andere mit schlechtem Gewissen. Ich habe in dieser Zeit 155 (Manuskript-)Seiten verfasst .Vergangene Woche verbrachte ich täglich stundenlang mit einer ersten Überarbeitung. Drei Rotstifte habe ich dabei verschlissen. Am Ende musste ich blau nehmen. 110 Euro hat mich der Druck, die Bindung und der Versand der ersten vier Manuskripte (für die privaten Lektoren) und sieben Exposés (für Diogenes, Knaur, dtv und Co., zusätzlich zu den elf, die bereits vor zwei Monaten an diverse Verlage rausgingen, von den zwei bereits abgesagt haben) gekostet. Seit heute liegen die Pakete auf der Post. Und mir bleibt nichts anderes als warten. Und hoffen.

Wäre es nicht schön, sich selbst einen Schriftsteller nennen zu können?

Montag, 6. April 2009

Tage der Giganten

War in Prag, mit N., D. und R. Und kurzfristig auch mit D. (dem aus H.) Bewunderte auf dem Hinweg die ebenso geraden ("Ich muss sagen: Eines können sie ja. . .) wie verlassenen Straßens Pilzens. Sang Kanons auf der Karlsbrücke (oder Nikons, wie D. vorschlug). Stellte meine Beine bei kilometerlangen Fußmärschen durch eine wundervolle Stadt auf harte Proben. Saß im Tretboot auf der Moldau hinten rechts. Winkte in einer kleinen Seitengasse einer freundlich lächelnden und von lächerlich wenig Security geschützten Hillary Clinton zu. Trank Kofola (bez cukru). Und hörte Obama zu. Aber die Geschichte gibt's woanders.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Oase verzweifelt gesucht

Es ist nur eine Vermutung, keine wagemutige freilich, denn es war immerhin Juli. Aber ich glaube, an dem Tag, an dem der italienische Journalist, Schriftsteller und (nächste Vermutung!) Lebenskünstler Tiziano Terzani vor viereinhalb Jahren in einem kleinen Dorf in der Toskana für immer einschlief, da lachte die Sonne vom Himmel. Weil da jemand ging, der dies reinen Herzens und mit glücklichen Erinnerungen tat. Das wird nur zu deutlich, wenn man das (auf den bisherigen 122 Seiten) sagenhafte Buch Das Ende ist mein Anfang liest. Terzani unterhält sich darin mit seinem Sohn Folco,über sein Leben, fernab von all den Barrieren, die ein Vater-Sohn-Verhältnis längst nicht erst seit Cat Stevens kennt. Über all die Dinge, die Söhne ins Staunen bringen, weil sie sich nicht ausmalen können, zu welchen Heldentaten diese alternden Über-Ichs vor ihnen einst fähig waren. Und weil die Väter nicht die Energie, das Interesse oder das Erinnerungsvermögen aufbringen, um ihren Söhne ihre Weisheiten mit auf den Weg zu geben. Terzani hat unter anderem für den Spiegel vom Vietnam-Krieg berichtet. Und er tat dies immer in der Gewissheit einer großen Verantwortung, der sich - so scheint es - Journalisten von heute in Zeiten des Kollektivismis und der Nachrichtenflut nicht mehr bewusst sind.

Anfang Dezember bekam ich die Zusage für ein dreimonatiges Praktikum bei einem in Hamburg produzierten Magazin. Eines, das für sich proklamiert, Qualitätsmedium zu sein. Anfang Januar nun kam eine Absage - und via Telefon ein halbherziges Dementi, dass es je eine Zusage gegeben habe. Doch dies seltsame Geschäftsgebahren ist gar nicht so wichtig. Denn auf der Suche nach möglichen Alternativen fiel mir auf: da gibt es (mit gutem Willen) ein halbes Dutzend deutsche Printmedien, die jedoch zum Teil in scheinbar unerreichbaren Sphären schweben. Und darunter ist eine große Masse an Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen, die den Blick für den journalistischen Geist verloren haben. Oder - wenn man die Perspektive wechselt - die sich hilflos von einem Strom tragen lassen, der in den Untiefen der Gesellschaft entspringt. Irgendwo dort, wo kleine grüne Kobolte an ein paar Hebelchen sitzen und sich unentwegt darüber amüsieren, dass es ihnen gelungen ist, die Generation Dschungelcamp zu kreieren, deren Mitgliedern die tägliche Ration Brisant und RTL II News zum Leben reicht. Und dann stelle ich mir die Frage: will ich für eine Zeitung oder ein Magazin schreiben, in dem Promischeidungen einen höheren Stellenwert haben als zum Beispiel ein nicht enden wollender Völkerkrieg in Simbabwe? Man mag es Druck der Leserschaft nennen, wenn so etwas passiert. Ich finde die Erklärung unbefriedigend und faul.

Vor etwa drei Wochen unterhielt ich mich mehr zufällig mit J., gerade für ein Jahr in England und zu dem Zeitpunkt auf Heimaturlaub, über die Qualität der britischen Medien. Sie verdrehte nur die Augen. Selbst in den BBC-Nachrichten würden sich Topmeldungen eher mit neuesten Informationen über Pop Idol als mit Finanzkrisen oder sonstigen Brandherden auseinandersetzen. Würde bedeuten: wir jammern in Deutschland auf hohem Niveau. Was wir ja angeblich gut können. Und doch klänge der Verweis auf noch schlimmere Zustände für mich wie der Versuch eines Schülers, vor seinen Eltern die 5+ in Mathe dadurch aufzuwerten, dass der Klassendurchschnitt ja 5- gewesen sei.


Vielleicht bin ich aber auch nur zu sehr Idealist.


Dienstag, 6. Januar 2009

Hamburg, vorsätzlich

Nur ein kurzes Winken aus der Wintersstarre. Es gibt momentan nicht viel Neues zu erzählen, auch nicht von Tom. Aber dieses Wochenende mit R. bei K. in H. ist dann doch eine Erwähnung wert. Ich habe nämlich festgestellt, dass das Leben einem verdammt viel Freude geben kann, wenn es einem gelingt, an drei aufeinanderfolgenden Tagen bis tief in die Nacht wach zu bleiben und nach viereinhalb Stunden wieder "auf den Beinen" zu sein. Trotzdem brauche ich den Feiertag heute zur Regeneration. Den guten Mix aus Vernunft und Verrücktheit finden - das sollte das Ziel sein. Ein guter Vorsatz für 2009, finde ich.