Die Suche nach dem Gold

Die Suche nach dem Gold

Dienstag, 17. Juli 2007

Zeichen - und wie man sie interpretiert

Es war der Herbst 2005. Und ein einziger Blick hat alles verändert. Wohnheim, achter Stock, Würzburgs Festung im Visier. Und da wusste ich: meine Wohnungssuche war beendet, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Ich, der Eremit, hatte ursprünglich alleine leben wollen - fern von der Heimat, angekommen im Studium, geflohen von den Verantwortlichkeiten der Gegenwart. D. hatte mich überredet. "Geh ins Wohnheim, wenigstens für zwei Semester. Um soziale Kontakte aufzubauen." Ich hatte mich gegen den Gedanken gewehrt. Nicht gegen jenen von den sozialen Kontakten. Gegen den Wohnheimsgedanken. Versoffene Mitbewohner, versiffte Küchen, eklige Duschen - die Kraft von Vorurteilen ist manchmal unbegrenzt. In dem Fall war sie es nicht. Das schnelle Angebot, ins Wohnheim einzuziehen, ließ ich nicht lange im Raum stehen. Ich sagte zu.

Dass ich am Ende nicht das Zimmer im achten Stock bekam, sondern eines im ersten, zudem mit knapp elf Quadratmetern doch etwas kleiner, störte meine besorgte Mutter mehr als mich. Ich war angekommen, in meiner spartanischen Zelle, wie ich sie liebevoll nannte. Und ich fühlte mich wohl. Zwei Jahre lang. Aber irgendwann stört einen Menschen, der alle paar Jahre nach Veränderung schreit, um der Routine und der Langeweile zu entkommen, die Eingeengtheit dann doch. Also kündigte ich - und begab mich auf Wohnungssuche. Diesmal wirklich.

Die speziellen Wohnungssuchcharaktereigenschaften, die ich im Laufe der drei Wochen an mir entdeckt habe, waren nicht hilfreich. Eine chronische Ungeduld kombiniert mit einem schweren Fall von Entscheidungsunfähigkeit raubten mir diverse Nerven - und der kurzfristig angemietete Berater und Bald-Ex-Nachbar M. hatte eine Menge Arbeit. Die Aufbruchstimmung, die unbändige Neugierde, die kindliche Vorfreude - waren alle schnell dahin. Zumal es irgendwie ungeschickt anfing. Asiate M. kam vor unserem Wohnungsbesichtigungstermin ein dringender privater Termin dazwischen, was er uns per Zettelchen an der Türklingel mitteilte. Kurz vor dem stattdessen anberaumten Ersatztermin war die Wohnung vergeben. Wenn das mal kein schlechtes Zeichen war...

Die zweite (erste besichtigte) Wohnung befand sich in einer Toplage. Doch Boden und Bad waren äußerst unfein. Trotzdem wollte ich nach dem Desaster der dritten (zweiten) Wohnung bei der ersten (zweiten - ist das eigentlich verwirrend?) zuschlagen, gefangen in der irren (und im Nachhinein betrachtet nicht ganz so nachvollziehbaren) Angst, in den verbliebenen drei Monaten bis zum Auszugstermin nichts mehr zu finden. M. musste ganze Überzeugungsarbeit leisten, und vier Besichtigungen später war die Premierenwohnung vergessen.

Nun begab es sich aber, dass mich D. und E. aus Hd. bzw. LB. besuchten und wir in einer schnuckeligen Osteria durch Steuer- und Oliven-in-Martini-Diskussionen mit dem Makler M. (warum heißen eigentlich alle M.? Ist das ein Zeichen?) ins Gespäch kamen, und der mir bald darauf ein Angebot machte, das man eigentlich nicht ablehnen konnte. 52-Quadratmeter-Wohnung, verteilt auf zwei Zimmer, perfekt gelegen in einem denkmalgeschützten generalrestaurierten Altbauhaus für 390 Euro warm plus 60 Euro Nebenkosten. Diese Begegnung konnte kein Zufall sein. Der Besichtigungstermin mit M. und M. (der Asiate war nicht dabei) kurz darauf bestätigte den guten Eindruck. Und trotzdem: ich war nicht überzeugt. Wozu braucht ein einzelner Mensch (Student) eine 52-Quadratmeter-Wohnung? Sollte ich wirklich so viel investieren? Und würde ich mich in einer solch großen und unüblichen Wohnung wohlfühlen? Schwere Fragen, die einen Tag später aber verflogen. Ich hatte mich in eine andere Wohnung verliebt und beschloss, das Schicksal entscheiden zu lassen. Würde es mir die Wunschwohnung schenken, wäre ich glücklich. Würde es typischerweise seine Zustimmung verweigern - dazu muss man wissen: dem Schicksal ist langweilig, deswegen quält es gerne Menschen - würde ich die Altbauwohnung nehmen. Nun ja, das Schicksal hatte wohl einen miesen Tag.

Das jedoch heißt nicht, dass die Suche damit beendet war. So einfach wollte ich es der Altbauwohnung dann doch nicht machen. Eine weitere Besichtigung verlief unbefriedigend und schließlich, heute, erblickte ich ein Zeichen. Mir war eine Wohnung ins Auge gefallen, die sich - was ich nicht wusste - im selben Haus befindet wie die zweite (erste) Wohnung. Und sie hatte das gleiche Bad. Der Kreis schloss sich.

Morgen sage ich M., dass ich seine Wohnung nehmen werde. Das Schicksal will es so.

Keine Kommentare: