Die Suche nach dem Gold

Die Suche nach dem Gold

Mittwoch, 17. September 2008

Italien für Anfänger, Teil VI: Abschied

Wenn ich eines auf dieser Reise gelernt haben, dann ist es, wie man Pizza bestellt. Und das macht sogar richtig Spaß. Wer „zwei Stück Pizza“ auf italienisch ausspricht (due pezzi pizze), und zwar mehrfach und schnell hintereinander und das Ganze mit einem saftigen Beat unterlegt, der könnte damit in den USA einen Welthit landen und würde bald darauf mit Paris Hilton oder ähnlichem „verkehren“. Doch ich hatte keine Zeit, über solche Dinge nachzudenken. Es war unser letzter Abend, und der endete dort, wo unser erster Tag in Italien so richtig begonnen hatte: beim Essen mit P. und seiner Familie.

Und, was soll ich sagen: es gab Auberginen! Tatsächlich schien ich aber um das Gemüse herum zu kommen, denn alles hatte seinen regulären Verlauf genommen. Im Fernseher trällerten italienische Volksmusiker aus Neapel schmissige Songs, während die sizilianischen Versionen von Florian Silbereisen und Stefanie Hertel moderierten. Sie: verdammt sexy. Er: verdammt angsteinflößend, aber auf andere Weise wie Uns Florian. Dann beugte sich P. zu mir hinüber und sagte die Worte, vor denen ich mich gefürchtet hatte. „Möchtest du nicht einmal probieren?“, fragte er und deutete auf die Auberginen. Ich war mir in diesem Moment nicht ganz sicher, ob er einfach nur hartnäckig war oder eben doch der "relativ alte" Mann, im Stich gelassen von seinem Erinnerungsvermögen. Jedenfalls lehnte ich dankend ab, P. fragte zur Sicherheit
noch mal nach und bekam, wie aus dem Nichts, von dem Tischnachbarn einen Rüffel erteilt, von dem man es am wenigstens erwartet hatte. Sohnemann C., der stille Schweiger (und das ist keine übertriebene Dopplung) sagte etwas, und er sagte es sehr laut und sehr schnell. Ich weiß nicht, ob er mich als blödsinnigen Deutschen bezeichnete, der es nicht wert sei, dass man ihm so etwas Leckeres wie Auberginen anbiete oder ob er einfach nur meinte, dass ich nicht wolle und demnach auch nicht müsse. Das Resultat war eh das Gleiche: ich wurde in Ruhe gelassen, und nagte weiter am hauseigenen Kaninchen.

Wenige Stunden später, am frühen Morgen, machten sich D. und ich auf den Heimweg nach Deutschland. Der erste Stuttgarter tauchte erschreckenderweise bereits nach fünf Minuten vor uns auf. Also gab D. Gas, weil er nicht wollte, dass andere von ihm dachten, er würde Kolonne fahren. Auf der noch halbwegs leeren Autobahn zählten wir den Rückreiseverkehr („Da, ein Schweizer. Das ist dann der zweite Rückreiseverkehr. . .“) und freuten uns, als wir den Stau an der Grenze überstanden hatten und in der Schweiz waren. Noch mehr freute es uns aber, als wir die Schweiz wieder verlassen hatten. Das Land war uns unheimlich. Vor dem Gotthard war schon wieder Stau, also fuhren wir wieder über den San Bernadino, wurden auf dem Gipfel von einer Deutschen aufgehalten, die ihre Tanksäule beim Zahlen mit der unseren verwechselte und verfuhren uns in Zürich. Deswegen landeten wir bei einem Zollübergang, der streng genommen keiner war, weil er uns auf eine Straße führte, die uns zu einem Zollübergang brachte – zu dem zurück in die Schweiz. „Ja, ja. Sie sind schon richtig“, meinte der Beamte, als wir ihn fragten, wie wir nach Deutschland kommen würden. Ich nahm es mit Humor, noch. „Jetzt muss ich ja wieder auf meine Geschwindigkeit achten“, feixte ich fröhlich – und sah eine Minute zwei orangefarbene Blitze aufleuchten. Wie sich herausstellen sollte war ich zwei km/h zu schnell. Die 25 Euro sind schon überwiesen.

Die restliche Strecke ließ ich D. fahren. Italien hatte mich geschafft. Und deswegen aß ich abends auch keine Pizza mehr. Ich aß gar nichts mehr. Ich schlief nur noch.

(Ende)

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