Die Suche nach dem Gold

Die Suche nach dem Gold

Freitag, 12. September 2008

Italien für Anfänger, Teil V: Erledigungen

Wer in das Dörfchen auf dem Hügelchen kommt, in dem das Häuschen von D’s Elternchen (halt: zu viel! – D’s Eltern) steht, der erlebt Italien von einer anderen Seite als die Teutonen am Strand. Traditionell und urig geht es dort zu. Und nur ab und an eine Sattelitenschüssel auf dem Dach erinnert einen daran, dass man sich nach wie vor im 21. Jahrhundert befindet. Kleiner Nachteil: es fallen immer mal wieder kleinere Reparaturarbeiten an. Großer Vorteil: man ist auch dann beschäftigt, wenn es regnet und man nicht den Teutonen am Strand spielen kann.

D. und ich jedoch verzweifelten schon beim Versuch, ein Billig-Fliegennetz gegen übereifrige Blutsauger anzubringen. Korrekter gesagt: D. verzweifelte (und zeigte seine emotional-italienische Seite), ich guckte ihm dabei zu. Ich bin genauso wenig zum Handwerker geboren wie zum Fußballer. Deswegen beobachte ich andere Menschen, wie sie handwerken (oder Fußball spielen) und schreibe hinterher drüber. Zwischendurch schaute M. mal zur Tür rein. Falls uns langweilig wäre, meinte er, könnten wir ihm später dabei helfen, ein paar Steine vom unbewohnten Nachbarhaus zu holen. „Papa! Ich klau doch keine Steine“, meinte D., ehrlich entsetzt. „Ach, das ist doch nicht klauen. Wir nehmen sie nur mit“, antwortete M. vergnügt.

Wir haben die Steine dann doch nicht mitgenommen, auch wenn es vermutlich nicht aufgefallen wäre. Kurz darauf aber herrschte nebenan eifriger Betrieb. Der Sohnemann der traditionsbewussten Hausbesitzerin, die mindestens genauso alt wie stur und stolz ist und sich deswegen standhaft weigert, das Haus zu verkaufen, stand plötzlich da. Mit einem Mann, der wie ein Makler (oder wie ein Maurer) aussah, und dessen Sohn. Das wiederum registrierte R. sehr interessiert, R. ist ein weiterer Dorfbewohner, dem ein paar Finger fehlen und der gerne mal mit dem Gewehr aufs Feld geht, wenn er etwas zu tief ins Glas geschaut hat. Und ihm fiel ein, dass er uns noch gar nicht begrüßt hatte. Er kam auf ein Pläuschen vorbei - und grüßte bei der Gelegenheit auch den Rest der Umgebung. Man könnte freilich auch vermuten, dass ihm schlichtweg aufgefallen war, dass sich da nebenan was tat. Aber das würde ja bedeuten, dem Mann Neugierde zu unterstellen.

Mittags machte sich die Familie R. und ihr Gast (also ich) auf den Weg in die nächste größere Stadt. Man hatte etwas auf der Bank zu erledigen. Und weil man nicht auch noch dort einen Strafzettel kassieren wollte, warf man brav Geld in die Parkuhr. Die sprang von 12.59 Uhr pflichtschuldig auf 16.01 Uhr. Merke: in Italien nehmen sie es mit der Siesta ungefähr genauso genau wie in Spanien oder Mexiko. Die Bank hatte aber noch offen – und bescherte mir einen der faszinierenden Besuche in einem solchen Institut überhaupt. Denn wer aus der Bank Geld haben will, der muss sein Geld erst einmal in einen Tresor legen, genauso wie seine Schlüssel, Herzschrittmacher oder Waffen, wobei die Metalldetektoren, durch die jeder Kunde einzeln durch muss wie durch ein Tor in eine fremde Welt, in manchen Fällen eine Ausnahme machen. Zur Belohnung nach überstandenem Bankaufenthalt erfrischten wir uns in der Bar unserer Wahl. Ich glaube sie hieß München. Die Bayern verfolgen einen aber auch überall hin. . .

Abends aßen wir mal keine Pizza. Punkt.

(Fortsetzung folgt)

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