Die Suche nach dem Gold

Die Suche nach dem Gold

Montag, 11. August 2008

Italien für Anfänger, Teil I: Der erste Abend

Wenn ich mal eine Reise tu’, dann kann ich was erzählen. 2005 auf „Malle“ wollten R. und ich den Ballermann eigentlich meiden. Als wir doch mal vor Ort waren und am Strand herumlungerten, musste ich mitten in der Nacht Mitch Buchannon spielen. Einer angetrunkenen blutjungen Isländerin hatte ihr Outfit nicht mehr gefallen. Ihr Plan: kurz mal nach Hause zum Kleiderschrank schwimmen. Und mit nach Hause war nicht etwa das Hotelzimmer gemeint. 50 Meter weit war sie bereits ins Meer gewatschelt. Dort konnte ich sie davon überzeugen, dass ihr Outfit wundervoll war. Der wasserscheue R. vertrieb sich derweil die Zeit damit, Fotos vom gewagten Ausschnitt der anderen angetrunkenen blutjungen Isländerin zu machen. Nach unserer (meiner) selbstlosen Rettungsaktion waren die Mädels recht schnell verschollen. Meine Erinnerung ist verschwommen, aber ich glaube sie verschwanden im Schlepptau von fünf Holländern.

Seitdem habe ich keinen Urlaub mehr gemacht. Nicht etwa, weil mich „Malle“ und die Islandnixen traumatisiert hätten. Es hat sich einfach nie ergeben. Bis zu diesem Sommer. „Hast du Lust nach Italien mitzugehen?“, hat mich D. irgendwann einmal in einer seiner Kurznachrichten gefragt, in denen er immer meinen Namen verunstaltet. Ich war sofort begeistert gewesen. Und so machten D. und ich uns an einem späten Freitagnachmittag im Juli mit meinem treuen Polo auf den Weg gen Süden.

D., Halbitaliener mit sicherem Händchen (oder Füßchen?) für Fettnäppchen, stellte sein wenig beneidenswertes Talent schon am ersten Abend dreimal unter Beweis. Da war die Autofahrerin, die mir – keine drei Kilometer außerhalb der Stadt – die Vorfahrt nahm und dann gemächlich vor mir hergondelte. Meine Erfahrungen mit Italienern beim Autofahren beschränkten sich bis dato auf eine Studienfahrt nach Rom vor bald zehn Jahren und einige Kurztrips mit D. Diese Erfahrungen hatten mir alles verraten, worauf ich mich einzustellen hatte. Vom Beifahrersitz aus ergoss sich ein Schwall von Beschimpfungen auf die Vorfahrtsdiebin. Eines der Schimpfworte gefiel mir besonders gut: es war ein Name. „Eine K. bist du, eine blöde K.“, brüllte D., bis ich ihn fragte, woher er den Namen meiner Schwester kannte. Jene Schwester übrigens, die wir bei unserer Zwischenstation in Zürich zu besuchen gedachten. Für einen kurzen Moment schien D. konsterniert. Das will was heißen. Dann fing er an zu lachen. Schallend.

Wir lernten an diesem Abend drei Freunde meiner Schwester kennen. Oder besser: drei Freunde vom neuen Freund meiner Schwester. Bei einem stellte D. erstaunliche Gemeinsamkeiten fest. Gleiches Studium, gleicher Studienort – nur dass sein Gegenüber schon vor zehn Jahren sein Examen geschrieben hatte. „Wie gefällt’s dir dort?“, fragte der blasse Blonde, ein ansonsten zurückhaltend-stiller Anzugträger, glücklich einen Gleichgesinnten gefunden zu haben. Dass ein einziger Mann sich so schwer irren kann. . . Ich war schon froh, dass D. ihn nicht mit der ganzen Wucht der Ehrlichkeit erschlug. Sein Urteil über die Franken fiel trotzdem distanziert aus. „Ich bin Franke“, sagte der andere etwas verwirrt. Ich verabschiedete mich auf die Toilette, um ungestört lachen zu können. Mein Pech: ich verpasste D.’s Meisterstück. Man sprach über Verbindungsstudenten. Die kann D. in etwa so gut leiden kann wie Franken (nur ein bisschen weniger). Das hat er C. auch stolz gebeichtet. Der kluge Kopf ahnt es bereits: Er hätte es besser gelassen.

Meine Schwester hat uns trotzdem bei sich übernachten lassen. Wir schliefen nur ein paar Stunden. Denn wir hatten viel vor. Italien rief.

(Fortsetzung folgt)

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