Die Suche nach dem Gold

Die Suche nach dem Gold

Samstag, 21. April 2007

Die Liebe auf dem Sand

Das leise Rascheln der Bäume und das selbstbewusste Lachen der Sonne verschaffen dem Augenblick des Auftritts die Note, die ihm fehlte. Auf der Terrasse der Anlage mitten im Wald sitzt der Clubchef, grüßt mich freundlich und erkundigt sich mit ehrlichem Interesse nach meinem Studium. Und hinter ihm zelebriert der chronisch braungebrannte Platzwart J. sein Ritual: er wässert die Tennisplätze.

Es ist der Tag, an dem meine Sandplatzsaison eröffnet wird. Mit frischen Bällen, wie sich das gehört. Die Dose gibt ein Zischgeräusch von sich, das wie ein Startschuss wirkt. Wie einer, der von keiner Pistole getoppt werden könnte. "Apropos Pistole", sagt mein nicht mehr studierender Tennispartner O., "hast du dir eigentlich schon eine Waffe besorgt?" Brauche ich nicht. Meine Vorhand ist Waffe genug, denke ich mir und schnüffle einmal an den leuchtend gelben Bällen, bevor sie ihren einzigartigen Geruch verlieren. "Was inhalierst du sonst so?", erkundigt sich O. - und schlägt mir den ersten Ball um die Ohren. Es gelingt mir zunächst nicht, etwas zu erwidern. Meiner Waffe fehlt die Präzision, ich habe keine Sicherheit in meinen Schlägen. Von meiner Rückhand will ich gar nicht anfangen. Sie ist ungefähr genauso stabil wie ein Stuhl mit drei kaputten Beinen - auf einem Wackelpudding. Nach knapp siebenmonatiger Pause ist das kein Wunder. Und doch frage ich mich manchmal: Habe ich mein Talent irgendwo verloren oder hatte ich nie eines?

1986 habe ich mit Tennis angefangen. Ich hatte nie den großen Ehrgeiz, Turnierspieler zu werden. Verbissen trainieren, mehrfach die Woche, mehrere Stunden täglich - war nicht mein Ding. Auf Turniere fahren, fast jedes Wochenende, irgendwo aufs Land - ebenfalls nicht. Mir reichten die Duelle gegen M. zu Beginn der 90er auf der heimischen Anlage, als wir uns Namen unserer (wechselnden) Idole gaben. Bis zu fünf Stunden am Stück in fünf heiß umkämpften Sätzen spielten Sergi Bruguera und Charly Steeb häufig. Am Ende versanken sie (wir) ausgelaugt in den Sesseln des Vereinsheims, tranken Spezi und fühlten sich (uns) bedeutungsvoll.

Doch Zeiten der Unbeschwertheit dauern bekanntlich nicht lange. Tennis ist für mich in letzter Zeit mehr Qual als Freude. Und doch kehre ich immer wieder auf den Platz zurück, bleibe sogar stehen, wenn ich mir Blasen an Händen oder Füßen geholt habe. Ein bisschen Hass gehört eben zu jeder Liebe.

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