Die Suche nach dem Gold

Die Suche nach dem Gold

Dienstag, 5. Juni 2007

Der stille Schrei des schlechten Gewissens

Mal schnell Join me von Him einlegen, Green Days Whatsername und Where is my mind von den Pixies folgen lassen, Kopfhörer aufgesetzt und auf laut gestellt. Kurze Pause im allgemeinen Trubel des Junis. Und letzterer Song passt sogar wie die Faust aufs Auge. Dienstage sind schon im Allgemeinen mit intellektuellen Herausforderungen vollgepackt, ist doch das Wissenschaftstheorie- und -methodenseminar plus Tutorium kein Kurs, den man mal so im Vorbeigehen bewältigt. Zumal der Lieblingsdozent im Nürnberger Pokalsiegertrikot gerne mit seinem beeindruckenden philosophischen Wissen verwirrt, während man selbst im Nebel der Unsicherheit zwischen (heute:) Kritischem (positivistischem/empirisch analytischem) Rationalismus und dem sozialphilosophischen Konzept der Kritischen Theoretiker Adorno, Horkheimer und Co. aus der Frankfurter Schule stochert. Dienstage wurden zudem für gewöhnlich mit einem Seminar zu politökonomischen Fragestellungen kapitalistischer Wirtschaftssysteme und mit einer bis 22 Uhr andauernden psychologischen Ring-Vorlesung versüßt, aber beides muss heute anderen Verpflichtungen weichen. So zum Beispiel der Auseinandersetzung mit einer mittelalterlichen Quelle zu dem ersten der beiden Referate, die am Donnerstag in einer Woche zu halten sind. Der Kampf zwischen Quelle und Trinker (Leser) wäre vielleicht nicht ganz so einseitig, wenn der Trinker (Leser) irgendwann mal Latein gelernt hätte. Hat er aber nicht. Interessiert aber keinen. Quelleninterpretation ist trotzdem Pflicht. Zum Glück gibt es im Wohnheim Menschen wie A. Die ist zwar krank (also vergrippt) und hat morgen ein Referat, mir aber trotzdem versprochen, sich das mal anzuschauen, was ich auf gut Glück aus den 40 Seiten rauskopiert habe, aus der die Quelle besteht. Wenn die hebräische Bedeutung meines (zweiten) Vornamens (gleichzeitig ungebrauchter Nennname) zutrifft, sind wenigstens zwei halbwegs verwendbare Sätze unter den zwei Seiten.

A. hat sich bis Freitag Zeit erbeten. Am Montag ist die Vorbesprechung für das Referat, doch schon am Donnerstag fahre ich zum Arbeiten nach Stuttgart und komme am Sonntagabend zurück. Ich werde auf mein Glück vertrauen müssen und hoffen, etwas positives im Briefkasten zu finden. Wenigstens wird die quälende Ungewissheit keine Chance bekommen, mich zu pisacken. Ich habe keine Zeit für sie. Da ist das zweite Referat (Platon!), da ist die Zwischenprüfung, da sind die Partys, auf denen ich nicht fehlen darf - und das ist kein bloßes unbedingt Hingehenwollen, sondern ein tatsächliches Müssen, das natürlich trotzdem nicht weniger Spaß bereiten wird.

Trotzdem: im Zwischenraum zwischen Vernunft und Unvernunft, zwischen einem Wochenende über den Büchern und einem bei R. sowie A./N. in Freiburg (war geil, ihr Bebeks!) fühlt es sich nur so lange angenehm an, solange man nicht an sein eigenes schlechtes Gewissen erinnert wird.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Puh, du hast wohl wirklich sehr viel um die Ohren. Mein Beileid. Horkeimer und Adorno, ja die beiden kenne ich auch und ja, sie können einem (wie so viele Philosophen) bei aller Liebe schnell mit ihren Sätzen zum Hals raushängen. (Wobei Adorno rein sprachlich ja noch mehr verständlich ist...)

Was die Parties angeht: Das klingt schrecklich, nach viel Verpflichtung... Ich würde da wohl nicht hingehen ^^

lg
Jo.